Über zwei Milliarden Mitglieder nutzen aktuell Facebook, allein in Deutschland sind es rund 30 Millionen. Ein Motto des sozialen Netzwerks lautet „Facebook – eine offene und vernetzte Welt“. Doch so harm- und selbstlos, wie der Spruch daherkommt, ist das Geschäftsmodell des Zuckerberg-Unternehmens nicht ganz. Denn schließlich lebt Facebook vom Verkauf von Werbung. Diese wird so zielgruppenspezifisch wie möglich eingesetzt – mit klassischen Formen wie Textanzeigen und Bannern, aber auch mit sogenannten Sponsored Stories, die im Stil der unkommerziellen Beiträge im News Feed eines User-Accounts aufgebaut sind.
Für diese personalisierte Werbung braucht Facebook natürlich eine Menge Informationen über die Nutzer. Und die werden fleißig gesammelt. Das fängt bei den Angaben an, die ein Facebook-Mitglied mehr oder weniger freiwillig beim Anlegen eines Profils über sich macht: Name, Alter und Wohnort etwa. Weiter geht es mit Schulbildung, Beruf und Hobbys, was man bevorzugt für Musik hört oder welche Filme man zu seinen Favoriten zählt. Theoretisch ließe sich ein Facebook-Profil aus über hundert Kategorien und Unterkategorien zusammenstellen. Dadurch können Personen sehr detailliert mit ihren Interessen, Aktivitäten oder auch ihren Geschäftsfeldern abgebildet bzw. analysiert werden.
Da WhatsApp und Instagram seit einiger Zeit zum Facebook-Imperium gehören, ist Facebook bestrebt, gleichfalls auf dortige Adressbücher, Protokoll- und Bilddaten etc. zuzugreifen. Zumindest in Europa ist dieses Vorgehen sehr umstritten. Auch jedes „Liken“ oder das Anklicken des f-Buttons auf anderen Webseiten hinterlässt für Facebook wertvolle Spuren über das Surfverhalten eines Besuchers.
Freunde kann man gar nicht genug haben. Und bei Facebook bekommt man gleich mal so genannte Freundschaftskandidaten vorgeschlagen. Durch den permanenten Abgleich der gesammelten Benutzerdaten und Postings werden Übereinstimmungen mit anderen Profilen herausgefiltert und vermeintlich passenden Usern zugeordnet.
Übrigens kann der Freundeskreis bei Facebook für einen Nutzer manchmal Konsequenzen haben: Kreditinstitute oder auch Vermieter zum Beispiel machen sich eventuell ein Bild, ob der zukünftige Kreditnehmer bzw. Mieter zahlreiche Kontakte zu Mitgliedern mit überwiegend schlechter Bonität pflegt und ziehen daraus unter Umständen Schlüsse. Arbeitgeber schauen auch gerne mal auf die Facebook-Profile ihrer Angestellten. Also empfiehlt es sich, lieber einmal mehr zu überlegen, was und wann gepostet wird, wen man zum „Freund“ kürt oder was man für Fotos bzw. Videos einstellt.
„Aber ich habe doch schon längst meinen Account gelöscht!“, wird so mancher denken. Natürlich wurde das Profil – wenigstens offiziell – entfernt. Ein kleiner Haken ist jedoch dabei. Denn viele der dort enthaltenen Daten, oder zumindest Reste davon, verbleiben in den Facebook-Archiven, sprich: auf den Servern. Sie könnten deshalb von Facebook weiterhin verwertet werden. Und bekanntlich „vergisst“ das Internet ja prinzipiell nichts.
Wo bleibt jetzt eigentlich das Positive? Facebook ist zweifellos das weltweit beliebteste und meistgenutzte soziale Netzwerk. Es ist kostenlos und bringt tatsächlich viele Menschen zusammen. Neue Kontakte können geknüpft, alte Freund- oder Bekanntschaften wieder aufgefrischt werden. Facebook stellt nicht zuletzt besonders für Unternehmen eine sehr praktische sowie lukrative Möglichkeit dar, sich zu präsentieren und unkompliziert mit (potenziellen) Kunden zu kommunizieren. Allein die schiere Menge an Facebook-Usern bildet schließlich eine sehr gute Werbeplattform mit einem enormen Multiplikatoreffekt.
Alles das sollte aber immer einen verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Daten einschließen, damit der „Datenkrake“ Facebook nicht sinnlos gefüttert wird.